Samstag, 1. November 2014

Vilaflor's Ghetto Reports (1) * Überleben im Dschungel von TUI, Thomas Cook & Co

Jetzt kommen wir zum harten Teil der Lanzarote Berichterstattung.

Millionen fuhren hin, kamen aber meist nicht wirklich an.

Sie verbrachten ihren Urlaub in den Ghettos der Reisemultis und die haben mit der Insel ganz sicher kaum etwas zu tun.
Viel mehr jedoch mit Gelsenkirchen, Dortmund, Manchester, Birmingham, Twente oder Rotterdam.

Schon zum Selbstschutz haben wir natürlich versucht, nur das Vorzeigenswerteste der Ghettos zu fotografieren, so dass Sie vielleicht später sagen werden, das habe man woanders doch schon viel schlimmer gesehen.

Dennoch, man läuft ständig Gefahr blind, taub oder geschmackslos zu werden.

Was den "Geschmack" betrifft, muss man aber davon ausgehen, dass dieser den meisten Ghetto Urlaubern schon längst abhanden gekommen ist, sonst würden sie ja dort nicht aufschlagen, viele sogar wiederholt.

Klar, solche "Atombombeneinschläge" wie die Costa Adeje auf Teneriffa oder die Zona der "Architekten des Wahnsinns" von Playa del Igles über Puerto Rico bis Taurito hat Lanzarote glücklicherweise nicht, aber darf ja kein Trost sein, dass es woanders noch schlimmer kommen kann.

LANZAROTE ist ja eine kleine Insel und da wirkt natürlich jede "Zona del Horror" noch viel stärker als auf größeren Inseln.

Kaum beleuchtet:
Die Massentourismuszonen sind zunehmend aber auch "Überlebenstätten" für Menschen, die aus irgendwelchen Gründen "sozial gestrandet" sind und nur in diesen Zonen überleben können.

Sie betteln dann dort, sind Straßenmusikanten oder wirken als Künstler anderern Art, um wenigstens ein wenig Geld aufzutreiben.

Sie wissen, wann der SuperDino die abgelaufene Ware in den Container wirft und finden oft in Abfalleimern noch für sie Brauchbares.
Am Flughafen kann man vor dem Start der Frühmaschinen nach Manchester und anderswo im United Kingdom Lunch Pakete abstauben, denn die bekommen die Touris ja gemacht, weil das letzte Frühstück ausfällt....

Wir lernten einen Mann kennen, der seit 18 Monaten ohne Geld in einem der Tourismus-Ghettos lebt und irgendwie durchkommt.
Wirklich ohne Geld!

Ein intelligenter Mann, der mal mit einer Abfindung in BAR mit Auto aus Cadiz hier landete, dann aber bestohlen wurde und jetzt hier ohne Geld überlebt.

Beim Jobcenter in Alemania hatte man ihm gesagt, er solle wiederkommen, wenn das Geld verbraucht sei...
Jetzt ist es weg, aber der Mann könnte wohl hier sterben...

Das günstige Klima sorgt dafür, dass sie nicht so schnell sterben, wie das in Alemania der Fall wäre.

Sie wollen aus den unterschiedlichsten Gründen z.B. nicht mehr nach Deutschland zurück, wo sie ja Hilfe zum Lebensunterhalt oder andere Hilfen erhalten würden.

Die sind hier gescheitert, haben aber ihr Heimatland auch emotional für immer verlassen.

Neben den glitzernden "4 Sterne AI-Maststationen" der Hardcore Touris hungern nicht wenige Menschen, überleben aber andererseits nur dort, weil der Überfluss der EINEN immer auch was für die ANDEREN abwirft...

Nie war der Spruch auf dem Schlüsselanhänger so aktuell:

Wir brauchen keinen dritten Weltkrieg, wir haben KAPITALISMUS, KOMMUNISMUS und TOURISMUS!

Wir wollen Sie nicht gleich mit dem ersten Posting dieser Serie bildmäßig schocken, deshalb beginnen wir mit den Strand der HERZEN.
Mehr Herz geht nicht!

Auch sonst ein Beispiel dafür, dass man selbst im Ghetto etwas "SCHÖNES" finden kann, wenn man noch SEHEN und ERKENNEN kann.

Playa Bastian * Costa Teguise


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen