Jetzt ist man in der größten Krise, die es jemals gab.
Ich denke nicht, dass die Tourismuskrise auf den Islas Canarias allein der weltweiten Wirtschaftskrise geschuldet ist.
Viele typische Urlaubsregionen der Islas Canarias, vor allem auf den großen Inseln Gran Canaria und Teneriffa, sind einfach nicht mehr zu empfehlen. Veraltet, verunstaltet, schmutzig, zu teuer und nicht gästefreundlich.
Das hört man besonders aus Regionen wie Puerto de La Cruz, Las Americas, Playa del Inglés, San Agustín, Costa Teguise, Puerto del Carmen, Costa del Silencio, Playa Paraíso, Puerto Rico, Playa del Cura, Los Cristianos etc.
Berichte über Betonwüsten und Schmutz häufen sich.
Leer, gespestisch und wenn man Pech hat, wird man auch noch "abgezockt".
Die Verantwortlichen wissen genau, dass viele "Tourism Areas" mit dem "Charme der 70er und 80er Jahre" europaweit nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Mit Sonne und Strand allein wird man auf Dauer nicht mehr ausreichend Gäste mobilisieren, vor allem, wenn die Strände und das Umfeld so aussehen, wie in den o.a. Regionen.
Lamgsam, aber sicher, macht sich ein Umdenken vieler Verantwortlicher bemerkbar. Man hat erkannt, dass man die individuellen Stärken jeder einzelnen Insel gezielt vermarkten muss und man versucht jetzt verstärkt, das Internet zu nutzen. Andererseits erfährt man im Internet glücklicherweise häufig schnell die Wahrheit über Orte, die im Katalog der großen Reiseveranstalter natürlich ganz anders aussehen als in der Realität.
Hinzu kommt, dass immer mehr Urlauber sich ihre Reise selbst zusammenstellen wollen und nicht mehr die "Katze im Sack" Pauschalreise präferieren, vor allem das "junge Publikum" der "Digital Natives" nicht.
Letztlich stellt das Internet heute DIE Möglichkeit dar, sich vorab darüber zu informieren, was einen wirklich im Urlaubsdomizil erwartet. Das ist gut so und gleichzeitig beschleunigt es den "Tod" der Tourismusgebiete, die ihre Gäste vernachlässigen. Man weiss inzwischen, wo man besser nicht hinfährt.
Bei den Cabildos der Inseln hat man inzwischen wohl erkannt, dass man sich selbst besser vermarkten und den neuesten Trends folgen muss, wenn man nicht untergehen will.
Das führt natürlich auch dazu, dass gerade die Inseln untereinander zu Konkurrenten um die Gäste werden, während vor nicht all zu langer Zeit noch die Islas Canarias als Ganzes beworben wurden, was mich immer schon verwundert hat, da die Inseln sich dem Betrachter doch ganz erheblich unterschiedlich darstellen.
Die Provinzen Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas haben ganz Unterschiedliches zu bieten und lassen sich meiner Meinung nach kaum vergleichen, das gilt für die Menschen genauso wie für Flora, Fauna, Landschaften und auch für das Klima.
Die Inseln sind natürlich "Konkurrenten" um die Gäste, andererseits lässt sich aber auch eine intensive Zusammenarbeit bei der Vermarktung von sog. "Insel Hopping Urlauben" vorstellen, am besten innerhalb derselben Provinz.
Mich hat an dem Archipel Islas Canarias immer fasziniert, dass ich innerhalb kürzester Zeit ganz unkompliziert unterschiedliche Inseln besuchen konnte, die landschaftlich viel zu bieten haben und sich erheblich unterscheiden.
Dabei hat es mich auch immer gewundert, warum sich z.B. eine Insel wie Fuerteventura fast ausschließlich als Badeinsel präsentiert, obwohl man auf der Insel ganz ausgezeichnet wandern kann (dazu später mehr).
Unlängst konnte ich in einer Pressemitteilung folgendes lesen:
Teneriffa neuer Kunde von global communication experts
Frankfurt am Main, 21. August 2009
Die Frankfurter PR-Agentur global communication experts übernimmt ab sofort die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Turismo de Tenerife, das Fremdenverkehrsamt von Teneriffa. Der Neukunde wird von Geschäftsführerin Dorothea Hohn und ihrem Team betreut.
Ziel der Zusammenarbeit: Die größte Kanareninsel als vielseitigste aller Kanarischen Inseln für Urlauber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu positionieren. Im Focus der Kommunikation soll neben dem Thema „Küste und Berge“ vor allen Dingen die Vielseitigkeit der Insel stehen: eine außergewöhnliche Natur und Botanik, das ganzjährig milde Klima, die zahlreichen Outdoor- und Wasser¬sportmöglichkeiten, Themenparks, das ausgefeilte Golfangebot, neue Hotel-, Spa- und Wellnesskonzepte, Kultur und Gastronomie sowie zukunftsweisende Umweltprojekte.
global communication experts Geschäftsführerin Dorothea Hohn über den Neukunden: „Wir freuen uns sehr, dass wir die Ausschreibung von Teneriffa gewonnen haben: Die Insel ist ganzjährig in vier Stunden Flugzeit zu erreichen und hat unendlich viel zu bieten. Qualitätstourismus und Umweltprojekte sind aktuell große Themen für die Kanareninsel. Darüber hinaus soll neben den klassischen Strandurlaubern auch eine jüngere Zielgruppe angesprochen werden, die sich für die einzigartige Natur, Wandern & Trekking, Biken, Wassersport und das breite Kulturangebot interessiert. Wir freuen uns sehr, dass wir Teneriffa nun dahingehend mit unserer Arbeit unterstützen können."
Nun, statt der "zukunfstweisenden Umweltprojekte" ist Teneriffa in den letzten zwanzig Jahren aber gerade auch durch eine unglaubliche "Zersiedelung" und die zerstörerische "Betonisierung" vieler Küstenregionen bekannt geworden.
Man kann wirklich nur hoffen, dass man zukünftig anders agieren wird. Leider bleibt an viele Stellen nur das, was César Manrique für Teile Lanzarotes einmal sagte:
WEGSPRENGEN!
Man kann wirklich nur hoffen, dass man die "Neukunden" ab sofort gut berät, damit nicht weiter die Fehler gemacht werden, welche Teneriffa - die größte aller Kanareninseln - an den Rand des touristischen Ruins zu drängen drohen.
Eines wird aber deutlich: Die Inseln kämpfen inzwischen untereinander um die Gäste.
Lassen wir einmal dahingestellt, ob Teneriffa wirklich die "vielseitigste aller Kanarischen Inseln" ist, jedenfalls ist sie derzeit diejenige, die am meisten Gäste verliert.
Der Kampf der Provinzen um die Gäste ist in vollem Gange. Das ist Realität und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich nur sagen, dass ich dies begrüße, denn dann werden die sog. "Tourismusverantwortlichen" versuchen, an den Stärken der jeweiligen Insel zu arbeiten und nicht weiter so konfus werben, wie das kürzlich mit Millionenaufwand von der kanarischen Regierung getan wurde.
'sólo hay un lugar donde te gustaría quedar atrapado en el tiempo. Islas Canarias, te las mereces' was so viel bedeutet wie 'Es gibt einen Platz an dem Sie ihre Zeit verbringen und genießen können, wie Sie möchten. Kanarische Inseln - Das haben Sie sich verdient'
Nachzulesen: Frau Martín hat etwas bemerkt
Ich bin schon seit über zwanzig Jahren Beobachter und regelmäßiger Gast aller Inseln des Archipels und werde mich nicht auf die Seite einer Inseln schlagen können, denn sie sind alle mehr oder weniger sehens- und erlebenswert.
BASTA!
Wenn mich jemand fragen würde, welche ich für "die Vielseitigste" halte, dann müsste ich Gran Canaria sagen, allerdings ohne zu verschweigen, dass man von San Agustín bis Puerto Rico etwas in´s Werk gesetzt hat, was man als "augenkrebsverdächtig" bezeichnen muss. Völlig abartig und nicht zur Insel passend. Man kann wirklich nur auf einen erlösenden Tsunami kombiniert mit Vulkanausbrüchen und Erdbeben an der Costa Canaria hoffen, um das alles zu beseitigen.
Ähnlich irrsinnig ging man in bestimmten Regionen der Ostküste Fuerteventuras von Corralejo im Norden bis Morro Jable im Süden vor. Leider, leider, leider, aber die Insel ist fast an der gesamten Westküste und im Inland noch unzerstört und darf sich mit Recht die "Isla de la Luz" nennen. ... wenn da nur nicht so viele grüne Golfplätze in einer trockenen, verkarsteten Landschaft wären, die stören das Bild mächtig!
Hier mal einige Eindrücke vom Meer aus gesehen. Wie kann man sowas in dieses Umfeld bauen?
Was gefällt mir an Fuerteventura eigentlich?
In Fuerteventura fällt einem das Licht ansich auf. Es ist geradezu “unirdisch”! Fuerteventuras Licht wirkt am Morgen samtig, schmeichelnd. Mittags ist es grell und fast aufdringlich. Abends ist es versöhnlich und beruhigend. Die Stille auf dieser Insel bestärkt das Licht noch. Außer den Geräuschen des Windes und des Meeres hört man kaum Vögel oder Insekten.
Genau dies!!
Wenn man berücksichtigt, dass man z.B. auf der Insel La Palma, früher zu Recht mal La Isla Bonita genannt, all die (Beton)Fehler in naher Zukunft dort machen will, dann kann man den Glauben an die Menschheit verlieren (Hier wurde darüber berichtet / siehe auch PTE La Palma). Gerade auf den kleineren Inseln fallen derartige Bausünden natürlich noch mehr in´s Auge. Ausserdem ist diese Insel für den "Massentourismus" der großen Schwesterinseln ohnehin ungeeignet und muss andere Wege finden.
Man höre und staune:
Auf Fuerteventura will man sich jetzt offensichtlich auch um die Klientel der Wanderurlauber kümmern.
Hier mal ein Wanderbeispiel aus dem Norden zwischen Lajares und Corralejo:
Kanarenexpress berichtet: Wandern auf neuen Wegen - Fuerteventura investiert derzeit rund 2,7 Millionen Euro in die Verbesserung seines Wanderwegnetzes. Mit diesem Ausbau soll den typischen Sonnenurlaubern auf Fuerteventura eine touristische Alternative geboten und neue Märkte erschlossen werden. Genau 255 Kilometer umfasst das neue Erkundungsnetz, das Wanderfreunde auf die Insel bringen soll. Insgesamt werden 15 Routen ausgewiesen, wovon 14 Touren weniger als 50 Kilometer lang sind. Die Königsstrecke soll die Nord-Süd-Durchquerung der gesamten Insel werden, die nur von geübten Wanderern zu bewältigen ist. Vizepräsident Guillermo Concepción, der die Arbeiten persönlich inspiziert hat, betonte, dass man keine neuen Wege anlegen werde, sondern traditionelle Pfade nutze. Auch werde man diese nicht verbreitern, sondern auf der natürlichen Breite von einem halben bis anderthalb Metern belassen. Auch in Bezug auf die Arbeitsweise lege man größten Wert auf Umweltverträglichkeit und verwende nur natürliche Materialien. Ein wichtiger Aspekt liege in der guten Kennzeichnung der Touren, sodass sich die Wanderfreunde schnell und problemlos orientieren können, sowie in der Sicherheit der Nutzer. Deshalb werden gefährliche Stellen deutlich gekennzeichnet und durch Stützmauern oder andere Hilfsmittel entschärft.
Da bin ich ja mal auf den sog. "Königsweg" gespannt, der die beiden Königreiche "Maxorata und Jandia" verbindet! Ich bin richtiggehend begeistert, halte ich doch Fuerteventura auch für eine tolle Wanderinsel.
Der Ansatz ist völlig richtig.
Die Zukunft liegt darin, auch auf einer bisher klassischen Badeinsel, die unzweifelhaft Europas beste Strände zu bieten hat, die Vielfalt zu fördern, den Besuchern also "das Land zu öffnen", was auf Fuerteventura sehr interessant sein kann. Ich wandere sehr gerne über und auf dem Gebirgskamm, der die Halbinsel Jandia in einen Ost- und einen Westteil trennt. Selten kann man das Wandern und Baden derart gut kombinieren.
Der Beweis:
Die Bergkette südlich des Istmo de la Pared ist ein gutes Wandergebiet.
Der höchte Punkt liegt bei 807 m! Von La Pared aus kann man bis zum südlichsten Zipfel der Halbinsel Jandía wandern. Von Morro Jable aus geht es über den Pass "Barranco de las Damas" (485 m) z.B. nach Cofete zur Villa Winter. Vom Istmo de la Pared führen Wanderwege zu den Bergkämmen des Südens und auch in die Region um den Gipfel der Montaña Cordón
Was soll man den Tourismusverantwortlichen empfehlen?
Ich habe da mal einige Vorschläge:
1. Das "Inselhopping" innerhalb der Provinzen fördern und die Fährfahrten wie bei Residenten subventionieren, wenn Gäste nachweislich mehr als 12 Tage in der Provinz bleiben.
2. Eine Werbeinitiative für das "junge Publikum" zwischen 16 und 29 Jahren starten und gezielt die KOMBINATION zwischen Sport, Wassersport, Kultur, Wandern & Trekking und BADEN bewerben.
3. Weitere Absprachen mit Low Cost Carriern treffen und notfalls auch Flüge subventionieren.
4. Sich unabhängiger von den Reisemultis machen und eigene Werbeplattformen mit Buchungsmöglichkeiten im Internet schaffen.
JETZT muss gezielt gehandelt werden, damit der Markt der Zukunft gestaltet werden kann!