Samstag, 18. Juli 2015

Playa de las Teresitas in Santa Cruz - Ein kanarischer Strand der Extraklasse (2)



Wir kommen zum zweiten Teil der Story über den "Playa de las Teresitas".

Es wird etwas ausschweifend, aber irgendwie mussten wir das so schreiben.

Wir werden nebenbei über unsere Helden sprechen, einen kurzen "Vergleich" mit dem beliebten "Playa Amadores" anstellen und uns mit Promenadologie (engl. Strollology) beschäftigen.
Bleibt zu hoffen, dass es niemanden überfordert....

Es ist genau eine Woche her und so richtig hat sich Vilaflor davon noch nicht erholt.

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Vilaflor:
"Man hat mir meinen Mochila gestohlen, als ich gerade mal zwei Minuten auf der Toilette war.
Inhalt:
Meine Trekking Shirts, mein Trekking Zelt, wichtige Hochleistungs Akkus, Hosen, Jacken, Headbands!, Tablet (war aber defekt), Schuhe, Schlafsack und weitere Dinge.
Der Supergau!
Was kann man tun?
Man muss irgendwie die Psyche beruhigen.
Wie macht man das?
Da man im Gelände gar nichts mehr unternehmen kann, muss man Ersatz finden.

Dich mit der "Zeitmaschine" in eine andere Zeit beamen?
Die Helden des eigenen Lebens irgendwie mitnehmen?
Strandtage machen, um Abstand gewinnen?
Whiskyflaschen kaufen, um sich betäuben zu können?9
Gut, probiert man halt den Strand...



Was nimmt man mit?

Ein Buch?
Ja, dies hier:



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Lucius Burckhardt
Warum ist Landschaft schön?

"Die Spaziergangswissenschaft"

Lucius Burckhardt begründete in den 1980er Jahren die Promenadologie, die Spaziergangswissenschaft oder engl. auch Strollology. Das neue Fach entwickelte er zu einer komplexen und weitblickenden Planungs- und Gestaltungswissenschaft. Die Promenadologie ist der Ausgangspunkt für eine realistische Haltung zur Wahrnehmung und Wirklichkeit, für ein anderes Verständnis von Landschaft und urbanem Raum, sowie für eine neue Architektur und Planung. Dieses Buch führt anhand einer Auswahl der Texte von Lucius Burckhardt über Landschaft, Natur und Ästhetik in die Grundlagen und die Theorie der Spaziergangswissenschaft ein.
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Kommen wir zu einem unserer größten HELDEN, der unser Leben total verändert hat.
Es ist die Rede von Lucius Burckhardt.



Wer war das denn, werden viele fragen?

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Wer war Lucius Burkhardt, der seine Rolle zwischen den klassischen Disziplinen suchte: der Querfeldeindenker, Erfinder der Spaziergangswissenschaft, schweizer Nationalökonom und Soziologe?
Studium in Basel. Nach akademischen Stationen in Dortmund und Ulm war er Gastdozent für Soziologie in der Architekturabteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Gleichzeitig arbeitete er als Chefredakteur der schweizer Zeitschrift Werk, war Erster Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, lehrte als Professor für Sozioökonomie urbaner Systeme an der Gesamthochschule/Universität in Kassel.
Als Gründungsdekan der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar war 1992 -1994 tätig. Kreativität, Glaube an Utopie und politische Meinungsäußerung im Kontext städtebaulicher Fragen prägen sein Werk, das 1994 mit dem Hessischen Kulturpreis für herausragende Leistungen in den Bereichen der Wissenschaft, Ökologie und Ästhetik gewürdigt wurde. 2003 starb Lucius Burckhardt in Basel.

Zu Fuß sieht die Welt ganz anders aus!

Das Spazierengehen ist die „natürlichste“ Art, sich eine Landschaft oder Stadt zu erschließen. Allerdings spazieren wir heute nur noch selten durch die Welt; selbst wenn wir wandern wollen, steigen wir zunächst einmal ins Auto, das uns in den Wald oder auf den Berg bringt. Angesichts einer stetig wachsenden Mobilität, dem großzügigen Ausbau der Autobahnen, Bahn- und Flugverbindungen hat sich nicht nur unsere sichtbare Umwelt verändert, sondern im gleichen Maße auch die Art, wie wir sie wahrnehmen und gestalten. Mit diesen Zusammenhängen befasst sich seit den 80er-Jahren die Spaziergangswissenschaft. „Erfunden“ von dem Schweizer Soziologen und Planungstheoretiker Lucius Burckhardt (1925-2003) an der Universität Kassel, ist sie heute aktueller denn je.

Wir sehen die Welt im Schnelldurchlauf. Dabei beruht Wahrnehmung auf dem kinematografischen Effekt eines Spaziergangs, wie es schon die englischen Landschaftsgärtner mit ihren Rundwegen und angelegten Perspektiven wussten. Einzelne Sequenzen des Gesehenen werden im Kopf abgespeichert, und wir sprechen, nach Hause zurückgekehrt, von typischen Landschaften, Städten und Regionen.

Wir treffen kompakte Aussagen über riesige Gebiete: So ist es in Skandinavien, das ist italienisch. Der Autofahrer, der in wenigen Stunden das Burgund durchquert hat, sagt, dass es auch nicht mehr das sei, was es mal war. Gesehen hat er nur, was an der Windschutzscheibe vorbeigehuscht ist. Wer schnell fährt, hat keinen Blick für das Detail. Und schon gar nicht für Schönheit, die sich im Verborgenen offenbart.
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Drei Musik-Alben müssen auch mit.

Diese aus den Jahren 1969 bis 1971.






Nilsson Schmielsson wurde 1971 veröffentlicht.

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Vilaflor: Geht Ihnen das auch so?
Man hat so einen Song, der einen fast wie magisch in eine andere Zeit versetzt, Erinnerungen aufleben lässt und die Gegenwart verdrängen kann, wenn es notwendig ist.

Bei mir funktioniert das mit "Everybody's Talkin, gesungen von Harry Nilsson".
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Lyrics:

"Everybody's Talkin'"
(originally by Fred Neil)

Everybody's talking at me
I don't hear a word they're saying
Only the echoes of my mind

People stopping, staring
I can't see their faces
Only the shadows of their eyes

I'm going where the sun keeps shining
Through the pouring rain
Going where the weather suits my clothes

Banking off of the northeast winds
Sailing on a summer breeze
And skipping over the ocean like a stone

Wah, wah wah-wah wah
Wah-wah wah-wah, wah wah-wah
Wah

Hören Sie mal bei YouTube rein!
https://m.youtube.com/watch?v=2AzEY6ZqkuE

Der Song war Titelmelodie des Films Asphalt Cowboy.



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Vilaflor: Ein Film, der mich immer noch umhaut!
Warum gibt es solche Filme nicht mehr?
Warum war in der Filmkunst und in der Musik so vieles früher viel besser?
Ich weiss es nicht!
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Asphalt-Cowboy (Originaltitel: Midnight Cowboy) ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1969 von Regisseur John Schlesinger mit Dustin Hoffman und Jon Voight in den Hauptrollen. Vorlage war der Roman Midnight Cowboy (deutscher Buchtitel: Mitternachts-Cowboy oder auch Rodeo der Nacht) aus dem Jahr 1965 von James Leo Herlihy. Der Film, der mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde, stellt bewusst Antihelden in den Mittelpunkt und gilt als einer der Klassiker des „New Hollywood“.

Die Handlung:

Joe Buck ist 28, lebt in einer Kleinstadt in Texas und arbeitet dort als Tellerwäscher. Eines Tages packt er seinen Koffer, verkleidet sich als Cowboy und kündigt den Job, um im Greyhound-Bus nach New York zu fahren. Dort, glaubt der naive Sonnyboy, könne er als Gigolo („Mietrammler“) Erfolg haben, indem er das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet und gelangweilten New Yorker Ladies gegen Geld seine Dienste anbietet. Der unerfahrene und gutgläubige Texaner verliert in New York jedoch sein Geld, anstatt welches zu verdienen. Anbahnungsversuche mit Frauen scheitern. Mit einer landet er zwar im Bett, allerdings geht die Frau davon aus, selbst Geld dafür zu bekommen. Als sie in Tränen ausbricht, gibt er der alternden Prostituierten zwanzig Dollar. In einem Lokal trifft Joe auf den heruntergekommenen, hinkenden Kleinganoven Rizzo (genannt „Ratso“). Dieser behauptet, einen Mann zu kennen, der Joe beim Einstieg ins Sex-Business helfen könne. Joe ist dieser Tipp zwanzig Dollar wert, der vermeintliche Insider stellt sich aber als durchgedrehter religiöser Fanatiker heraus. Unterdessen ist Rizzo mit dem letzten Geld von Joe verschwunden. Joe muss daraufhin sein Hotelzimmer, das er sich jetzt nicht mehr leisten kann, verlassen. In seiner Not versucht er es mit homosexuellen Dienstleistungen, was gleichfalls schon im Ansatz fehlschlägt; ein erster junger Kunde kann nicht bezahlen.

Eines Tages trifft Joe, mittlerweile schon recht abgerissen und von Hunger geplagt, wieder auf Rizzo, aber anstatt ihn zu verprügeln, wie er es vorhatte, nimmt er seine Hilfe an und zieht, da er ja selbst keine Bleibe mehr hat, in dessen kalte, dreckige Behausung in einem abbruchreifen Haus.

Joe und Rizzo erleben in New York einige Großstadtabenteuer, träumen aber davon, sich nach Florida abzusetzen. Joe würde dort sicher mehr Erfolg bei Frauen haben, wie sie glauben, und das warme Klima könnte dem inzwischen schwer erkrankten Rizzo auch Linderung verschaffen. Schließlich nehmen die beiden einen Bus nach Miami. Bei einem Zwischenstopp kauft Joe neue Kleidung und wirft seine Cowboy-Kluft in den Müll. Doch wenige Minuten vor Ankunft am ersehnten Ziel verstirbt Rizzo im Bus.

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Vilaflor: Ich liebe diesen Film!

Er ist wie ich und vielleicht werde ich ja auch vor dem großen Ziel sterben müssen. Leider häufen sich die Anzeichen....

Immer mehr der eigenen Helden sind ja auch schon tot.
Es wird immer enger für uns Lebende"!
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Viele werden fragen: Wer um Gottes Willen war Harry Nilsson?

Ein unglaublicher Musiker!
Hören Sie bitte seine LPs.
Kaum einer hatte so eine Stimme....

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Harry Nilsson (* als Harry Edward Nilsson III am 15. Juni 1941 in Brooklyn, New York; † 15. Januar 1994 in Agoura Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Singer-Songwriter, Pianist und Gitarrist, der besonders in den 1960er und 1970er Jahren populär war. Bei den meisten seiner Veröffentlichungen verwendete er nicht seinen Vornamen, sondern nannte sich lediglich Nilsson.
Nilsson unterschrieb 1967 bei RCA-Victor und veröffentlichte ein Album, Pandemonium Shadow Show, das ein wichtiger, wenn auch kein kommerzieller Erfolg wurde. Insider der Musikbranche waren sowohl vom Songwriting als auch von Nilssons puristischem, über mehrere Oktaven reichenden Gesang beeindruckt. Einer dieser Insider war Derek Taylor, der Pressemanager der Beatles, der einen Karton mit 25 Exemplaren des Albums erwarb, um diesen neuen Sound mit anderen zu teilen.

Einige der von Derek Taylor gekauften Alben landeten schließlich bei den Beatles selbst, die schnell zu Fans von Nilsson wurden. Das wurde vielleicht auch durch die Aufnahme You Can’t Do That erleichtert, in der Nilsson einen Beatles-Song nicht einfach coverte, sondern Elemente aus 22 weiteren Beatles-Stücken integrierte.

Als John Lennon und Paul McCartney 1968 eine Pressekonferenz abhielten, um die Gründung des Labels Apple bekanntzugeben, wurde Lennon gebeten, seinen Lieblingskünstler aus den USA anzugeben. Er antwortete: Nilsson. Dann wurde McCartney gebeten, seine amerikanische Lieblingsgruppe zu nennen. Auch er antwortete: Nilsson.

1968 folgte auf Pandemonium Shadow Show das Album Aerial Ballet – für das Derek Taylor die Liner Notes verfasste – mit Nilssons Version von Fred Neils Song Everybody’s Talkin. Der Song, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ein eher kleinerer Hit war, wurde ein Jahr später bekannt, als er im Film Asphalt-Cowboy gespielt wurde; Nilsson brachte das Stück den ersten Grammy ein.

Ende 1971 ging Nilsson mit dem Produzenten Richard Perry nach England, um ein Album aufzunehmen, das das erfolgreichste in Nilssons Karriere werden sollte. Nilsson Schmilsson enthielt drei stilistisch sehr unterschiedliche Hit-Singles. Die erste war eine
Cover-Version von Badfingers Without You in einem sehr emotionalem Arrangement und dazu passenden aufsteigenden Vokalpassagen, eine Leistung, für die Nilsson seinen zweiten Grammy erhielt.
Die zweite Single war Coconut, eine Calypso-Nummer, in der drei Darsteller auftraten: der Erzähler, die Schwester und der Doktor, die alle von Nilsson in jeweils eigener Stimmlage gesungen wurden. Von dem Song bleibt besonders der Refrain Put de lime in de coconut, and drink 'em both up im Gedächtnis. Dieser Song wurde seither in vielen anderen Filmen, Werbeclips und sogar in einer Folge der Simpsons verwendet. Die dritte Single, Jump into the fire, war rauer, lauter Rock 'n' Roll, zu dem ein Drum-Solo von Derek and the Dominos, Jim Gordon und der Bass von Herbie Flowers gehörte.

Im Jahr 1974 zog Nilsson zurück nach Kalifornien und als John Lennon, nachdem er sich von Yoko Ono getrennt hatte, ebenfalls dorthin zog, erneuerten beide Künstler ihre alte Freundschaft. Lennon wollte Nilssons nächstes Album produzieren, was auch Nilsson sehr begrüßte; allerdings wurde die gemeinsame Zeit beider eher durch Trinkexzesse und Drogenkonsum bekannt als wegen musikalischer Zusammenarbeit. Schlagzeilen machte etwa, dass die beiden betrunken einen Auftritt der Smothers Brothers störten und daraufhin aus dem Troubadour in West Hollywood geworfen wurden.

Nilsson traf die Ermordung John Lennons im Dezember 1980 schwer. Er wurde Mitglied der Coalition to Stop Handgun Violence, einer Vereinigung, die sich für die strengere Kontrolle von Schusswaffen einsetzt, und er trat öffentlich auf, um Gelder für diese Organisation zu sammeln.
Nilsson geriet in finanzielle Nöte, nachdem sein Finanzberater alles Geld, das Nilsson im Lauf seiner Künstlerkarriere eingenommen hatte, veruntreut hatte. Durch Alkoholexzesse verschlechterte sich Nilssons Gesundheit dramatisch, und im Jahr 1993 erlitt er einen schweren Herzinfarkt.
Diesen überlebte er, drängte nun aber bei RCA Victor darauf, dass sein altes Label ein Retrospektiv-Album seiner besten Hits veröffentlichte, und er begann auch wieder mit neuen Aufnahmen, um ein letztes Album zusammenzustellen. Den Gesangspart des Albums konnte er am 15. Januar 1994 zu Ende bringen, starb aber in dieser Nacht an Herzversagen. Im Jahr darauf wurde die aus zwei CDs bestehende Anthologie, Personal Best, an der er mit RCA Victor gearbeitet hatte, veröffentlicht.

Bis 2014 wurde Nilssons letztes Album Papa’s Got a Brown New Robe (produziert von Mark Hudson) nicht veröffentlicht.
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So, jetzt wissen Sie auch, wer Harry Nilssen war.

Kommen wir zu weiteren Strandbildern.
Diese werden an bestimmten Stellen von promenadologischen Texten unterbrochen.

Spazieren am Playa de las Teresitas kann sehr schön sein!





















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Landschaft ist ein kollektives Bildungsgut, geschaffen von römischen Dichtern, den Malern der Spätrenaissance und englischen Gärtnern. Um uns Landschaft anzueignen, müssen wir heute aber nicht mehr lesen oder ins Museum gehen: Uns zeigen Reiseprospekte, Zigarettenreklamen oder Schokoladenpackungen, wie wir uns eine bestimmte Landschaft vorzustellen haben. Und jeder sieht, was er zu sehen gelernt hat. Als Neil Armstrong auf dem Mond landete, funkte er zur Erde, was er auf dem Mond sah: natürlich eine Landschaft „wie im Grand Canyon“. Dafür hätte er nicht so weit fliegen müssen! Wohin wir auch reisen: Wir bringen unsere Bilder schon mit.

Vor einigen Wochen fischte ich einen Prospekt aus dem Briefkasten, der zwei Wochen Sommerurlaub mit Sonne, Strand und Meer versprach. Nicht ungewöhnlich, und doch war es seltsam: Die Pauschalangebote verrieten nicht, in welches Land die Reise gehen sollte! Das hätte man früher für einen Druckfehler gehalten. Heute jedoch spielt die Geografie bei der Wahl des Ferienortes offenbar nur noch eine untergeordnete Rolle.
„Die Spaziergangswissenschaft,“ so Lucius Burckhardt, „sucht den Ort und das Lebendige auf, versucht sich darin, das Betrachten wieder zu entdecken. Betrachten heißt, neue Blickwinkel erschließen, Sehweisen ausprobieren, Ungewohntes wahrnehmen.“ Architektur und Stadtplanung sind Schreibtischwissenschaften geworden. Führt man die Verantwortlichen einmal an die Orte ihrer geplanten Eingriffe, so ist zu hören: Hier sollten wir die Umgehungsstraße nicht bauen. Hier ist es ja schön!
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Niemand kann sich auf Gran Canaria zwischen Playa del Inglés und Taurito irgendwelche Gedanken darüber gemacht haben, was die "Ummodelierung" der Kandschaft verursacht, sonst wäre sowas nicht entstanden...
Man muss auch den Eindruck gewinnen, dass es viele Urlauber gar nicht stört.
Augen zu und mit "AI" durch, sagen de sich wohl.
Es ist total egal, wo man die absetzen würde.
Hauptsache Sonne, Wasser und Buffet!

Gehen wir lieber hier weiter...



















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"Wir führen eine neue Wissenschaft ein: die Promenadologie oder Spaziergangswissenschaft. Sie gründet sich auf die These, dass die Umwelt nicht wahrnehmbar sei, und wenn doch, dann aufgrund von Bildvorstellungen, die sich im Kopf des Beobachters bilden und schon gebildet haben.

"Landschaft wahrzunehmen muss gelernt sein. Das gilt sowohl historisch wie individuell. Unser Kulturkreis wurde befähigt, Landschaft wahrzunehmen, weil die römischen Dichter, weil die Maler der Spätrenaissance, weil die englischen Landschaftsgärtner Landschaft darzustellen verstanden. Landschaft also ist ein kollektives Bildungsgut. Diesen Lernprozess müssen wir aber auch individuell durchmachen. Natürlich braucht es dazu nicht die Lektüre römischer Dichter, den Besuch des Gemäldemuseums: Groschenromane, Zigarettenreklamen, Schokoladepackungen zeigen uns die kollektiven Produkte des kulturellen Prozesses der Bildung und Entdeckung der Landschaft. Jeder also hat sich Wahrnehmungsfilter zur Identifizierung eines Ortes als Landschaft angeeignet. Aber natürlich sieht jeder nur, was er zu sehen gelernt hat."
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Cut!
Setzen Sie sich jetzt bitte und seien sie auf ALLES gefasst.
Wir blenden jetzt mal die räumliche Wirklichkeit am "Playa Amadores" auf Gran Canaria ein.







Gott, was ist das für ein Schockerlebnis!
Sehen die die Unterschiede?

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Was könnte uns die Promenadologie lehren?

Es geht darum, die Augen zu öffnen und die uns umgebende Welt wieder in die Köpfe zurückzuholen. Die Menschen müssen einfach dieses Naturkino, zum Beispiel das Ändern des Wetters, wieder wahrnehmen.
Die Dichter können uns natürlich auch diese Kunst lehren.
Aus einem Gedicht von Mascha Kaleko stammen die Zeilen:

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit…
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich… Dass ich mich freu.











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Die höhere Mobilität - die Spaziergangswissenschaft beschäftigt sich mit allen Fortbewegungsarten - führt dazu, dass wir über riesige Gebiete kompakte Aussagen treffen, etwa: So ist es in Skandinavien, das ist typisch chinesisch. Der Autofahrer, der in wenigen Stunden das Burgund durchquert hat, sagt, dass es auch nicht mehr das sei, was es mal war. Aber woher weiß er das? Gesehen hat er nur, was an der Windschutzscheibe vorbeigehuscht ist. Wer schnell ist, hat keinen Blick fürs Detail.
Wohin wir auch reisen: Wir bringen unsere Bilder schon mit, wobei es eine große Sehnsucht nach Idyllen gibt. Die Reiseindustrie hat sich in ihrer Werbung längst darauf eingestellt.
"Wir haben es also offenbar mit zwei Bewegungen zu tun, was die Sache sehr kompliziert: einerseits mit der Veränderung des konkreten Raumes, wie immer dieser mess- oder darstellbar sei, und andererseits mit der Entwicklung und Veränderung unserer Landschaftswahrnehmung - und daraus nun unser Nachdenken: Könnte es sein, dass unsere Landschaftswahrnehmung in dem Sinne veraltet ist, dass sie mit der Veränderung der Landschaft heute nicht mitgekommen ist?"

Gerne werden auch Landschaften mit geliehenen Bildern und touristischen Vorzügen aufgepeppt: So wird der Aufenthalt am bayerischen Königssee als "Fjord-Urlaub" vermarktet, eine Hotelanlage im türkischen Antalya wirbt damit, ein "Klein-Amsterdam" zu sein. Ski fahren in der Wüste bei Dubai und ayurvedische Anwendungen mit japanischer Teezeremonie in den Tiroler Alpen, das ist heute ganz normal.

"Nie hat man sich so sehr um die Ästhetik der Umwelt gekümmert wie heute; nie waren so viele Kommissionen mit Bewilligungsverfahren beschäftigt, nie gab es so potente Vereinigungen zum Schutze der Umwelt, der Landschaft, der Heimat, der Denkmäler, noch nie war es so schwierig, einen Neubau in eine historische Umgebung zu setzen oder an eine Stelle, wo noch Reste früherer Gärten oder Landwirtschaft zu sehen sind. Aber trotz aller Schutzbestimmungen, Verfahren und abgelehnter Baugesuche wächst ständig die Klage über die Verhässlichung der Umwelt und die Zerstörung der Landschaft."

Spaziergangswissenschaft will ein anderes Verständnis von Zeit und Raum gewinnen. Spazierengehende Menschen sind schon durch den Gebrauch ihrer Füße langsamer - und da sie gehen, weil sie dazu Lust haben, und nicht, um anzukommen, sind sie zeitlich unberechenbar. Raum sieht die Spaziergangswissenschaft als Konstrukt der Wahrnehmung - also als vieldeutig."

"Weshalb wohl sind Landschaften schön? Weil wir sie im Kopf haben. Wir sehen nur, was wir sehen wollen - und sind dabei, zugunsten einer künstlichen Vielfalt von 'Landschaft' wirkliche Landschaften zu zerstören."

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Das war recht viel, aber sie sehen, dass unsere vielen Spaziergänge über die Inseln durchdachte "Bewegungsprozesse" sind, die volle Konzentration erfordern.