Montag, 1. Juni 2009

In aller Munde ......

Auf einen interessanten Beitrag über uns werde ich gerade von vilaflor@villaverde hingewiesen.
Unsere Freunde des "freien" La Gomera Forums mit angeschlossenem Café bleiben immer cool!
EILNACHRICHT!!!
El Tonto wurde auf Bewährung entlassen!
Grandios, was er sich in der Einzelhaft alles überlegt hat!
Unvergessen wird uns immer sein Einsatz für ein Veteranentreffen (72 Kommentare) und das Forum "Bilderinsel im Netz" bleiben.

Es ist nicht die sog. Weltwirtschaftskrise ....

Nein, die Tourismusprobleme der Canarias sind hausgemacht.
Jeder, der die Inseln seit langer Zeit kennt -ich kenne sie seit den 80er Jahren- und mit offenen Augen die Entwicklungen über lange Zeit beobachten konnte, wird dies bestätigen.

Heute veröffentlicht Mix101 FM Radio folgendes:

Alfonso Castellano ist wohl einer der wichtigsten Tourismusanalysten in Spanien und hat vergangene Woche bei einem Treffen mit kanarischen Tourismusmanagern kein Blatt vor den Mund genommen. Der derzeitige Einbruch bei den Urlauberzahlen sei keineswegs in der weltweiten Wirtschaftskrise begründet. Diese hätte nur den negativen Prozess beschleunigt. Hauptgrund für das Kanarenproblem, laut Alfonso Castellano, ist die kanarische Tourismusindustrie selbst. Um es salopp auszudrücken: Sie haben die letzten 10 Jahre regelrecht geschlafen. Statt neue Vertriebsformen im Internet zu entwickeln und auszubauen, habe man zu sehr auf das alte Modell mit großen Reiseveranstaltern gesetzt. Die Kanaren haben wertvolle Jahre verloren, und es wird schwer, die Versäumnisse gegenüber anderen Urlaubsregionen aufzuholen.


Leider ist dies so!
Dabei gab es viele gute Beispiele auf den Inseln. Kleinere Vermieter, darunter auch Ausländer, haben es doch immer vorgemacht.
Sie erhalten ihre Gäste über das Internet und über die Mund-zu-Mund Propaganda interessierter Kreise.
Seit Jahren haben sich zwei ganz unterschiedliche "Gästeklassen" gebildet.
Die einen kommen mit den großen Reisemultis, lassen den Großteil ihres Urlaubsbudgets im Herkunftsland und verbringen ihren Urlauber in sog. "Touristen Ressorts".
Seit es "AI" gibt, verlassen viele dieser Gäste ihre "Herbergen" nur noch, um im Meer zu baden, wenn überhaupt.
Anderen wiederum stellen ihre Reise selbst zusammen und logieren ausserhalb der Tourismus Hochburgen. Sie geben ca. 80% ihres Budgets bei den Gastgebern aus und nutzen die heimische Infrastruktur. Sie kennen Land und Leute und sind Verfechter eines konsequenten Umweltschutzes. Im Urlaub und zu Hause nutzen sie intensiv das Internet, bloggen und twittern oder sind User von sog "Social Networks".

Mit geringem Kostenaufwand erreichen kleine Vermieterunternehmungen ihre Klientel. Sie versenden in regelmäßigen Abständen SMS und E-Mails an ihre Gäste, manche berichten sogar täglich von den Inseln und fungieren als Chronisten.
So wird eine Gastgeber-Gast-Beziehung aufgebaut, die häufig sogar über Jahrzehnte hält.

Leider haben sich die Inseln in den vergangenen Jahren sehr zum Nachteil verändert. Die Lebenshaltungskosten sind explodiert, die Preise in der Gastronomie auch.
In bestimmten Regionen hat man ständig den Eindruck, auf einer Großbaustelle zu sein.
Gigantomanische Projekte werden gestartet, man denke nur an den Großflughafen auf der kleinen Insel La Palma.
Die Autodichte auf den Inseln gehört zu den größten in ganz Europa. Moderne Nahverkehrskonzepte werden seit 20 jahren konsequent vernachlässigt.
Die Korruption ist kaum noch in den Griff zu bekommen und an der Küsten nimmt man immer mehr Beton wahr.
Individualtouristen ärgern sich, dass man von ihnen Eintrittsgelder für den Besuch im Wald erheben will (La Palma-Los Tilos) und die Flugverbindungen auf die Inseln immer ungünstiger werden. Manchmal können Flüge inzwischen bis zu 8 Stunden dauern.

Was macht die heimische Politik?
Sie sponsorn Fussball Spiele und führen Kampagnen durch, die zwar viel Geld kosten, aber nur wenig bis gar nichts bringen (Milchtütenwerbung in NRW, Bodenwerbung an Bahnsteigkanten).
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, die Karre steckt im Dreck und durch viele Entscheidungen hat man sogar einen Teil der Individualgäste verärgert.

Die fahren jetzt auch nach Madeira, Marokko oder auf die Kapverden.
Billigflieger Ryanair erhält keine Subventionen mehr für Flüge nach Fuerteventura und stellt den Flugbetrieb dorthin ein. Typische junge Individualgäste, Sportler aus den Bereichen Windurfen und Wellenreiten, bleiben in Massen weg, weil ihr Budget, das sie komplett auf der Insel ließen, ohne Billigflüge nicht ausreicht.

Eine fatale Entscheidung, während Geld für fragwürdigste Werbeaktionen mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen wird.
Die Lage wird immer bedrohlicher. In den größeren Tourismuszentren auf den großen Inseln fühlt man sich zu bestimmten Zeiten wie in Westernstädten.
Das Ganzjahresziel ist keines mehr!!!
Andere Reiseziele holen auf und bieten inzwischen für das gleiche Geld oder sogar für weniger viel mehr!
Die Flugverbindungen aus Kontinataleuropa werden drastisch eingeschränkt.
Jetzt rächt sich die Totalabhängigkeit von großen Reisekonzernen, die ebenfalls mit Problemen kämpfen.
TUI Travel und Thomas Cook haben im laufenden Jahr keine guten Zahlen vorzuweisen und müssen auch auf die Margen achten.
Der CANARIAS Tourismus steht faktisch vor einem Neuanfang. Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen. Viele Ausländer werden die Inseln verlassen. Wir stehen gerade am Anfang dieser Entwicklung.
Alfonso Castellano hat recht, wenn er darauf verweist, dass die Canarias es sehr schwer haben werden sich im internationalen Konkurrenzkampf zu behaupten.
Man hat zu lange geschlafen und wichtige Entwicklung einfach verpasst.
Ab sofort muss der Weg komplett geändert werden, der Gesundungsprozess wird einige Jahre dauern und viele Opfer kosten. Das sollte man wissen, wenn man sich auf die (nähere)Zukunft vorbereiten muss. Sie sieht alles andere als rosig aus!!!