Donnerstag, 12. Februar 2009

Krise? Was ist wirklich dran?

Heute habe ich einen Reisebürokaufmann besucht und mit ihm über die aktuelle Lage gesprochen.
Die Meldungen über die aktuellen Zahlen des Canarias Tourismus lassen aufhorchen. Hoteliers sprechen von Rückgängen, die teilweise 50% betragen sollen.

Die Monate Januar und Februar sind traditionell (Früh)Buchungsmonate für den Sommerurlaub. Fast alle Veranstalter bieten sog. Frühbucherrabatte an.
Wie läuft das Geschäft zur Zeit?

Katastrophal sagt mir ein erfahrener Reisekaufmann, der seit mehr als zwanzig Jahren ein Reisebüro führt. Rückgänge in Höhe von 25% im Januar sind nicht nur bei meinem Gesprächspartner zu verzeichnen. Auch dessen Kollegen wissen nichts Gutes zu berichten und klagen über Rückgänge, die teilweise noch höher sind.
Ein Novum sind Angebote, die belegen, wie bedrohlich die großen Veranstalter die Situation inzwischen einschätzen.

Wann hat es das schon einmal gegeben? Einzelne Veranstalter bieten Fühbuchern inzwischen Rücktrittsmöglichkeiten für den Fall der nachgewiesenen Arbeitslosigkeit an. Veranstalter bauen Kapazitäten ab und die Fristen für Frühbucher werden bis Ende Februar und später verlängert. Kinder reisen teilweise mit den Eltern umsonst. Die Veranstalter ziehen alle Register.
Der sog. Familienurlaub, bisher eine Bank im Frühbuchergeschäft, ist zum Sorgenkind geworden.
Der Verbraucher ist extrem zurückhaltend geworden. Die Angst um den Arbeitsplatz und die Meldungen über das Ausmaß der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise sind Gift für die Reisewirtschaft.
Airlines haben im Januar schon erhebliche Rückgänge der Passagierzahlen zu verzeichnen gehabt.
Das Verbraucherverhalten ändert sich. Was liegt denn im Trend?
"Urlaub in der Nähe" für nicht mehr als 600 EUR wird erheblich mehr nachgefragt als das bisher der Fall war. Für Deutschland sei abzusehen, dass Inlandurlaub einen erheblichen Schub bekommen werde.

Das sind alles Aussagen, die eine schwierige Saison auf den Canarias erwarten lassen.
Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Lage in Spanien sich täglich verschlechtert. Hatten die "Peninsulares" in den vergangenen Jahren die Sommersaison auf den Canarias noch einigermaßen retten können, droht gerade bei diesem Personenkreis auch ein erheblicher Rückgang.
Die TUI hat sich schon zu Wort gemeldet und verlangt von den kanarischen Unternehmen deutliche Preisnachlässe, weil man sonst nicht mehr konkurrenzfähig sei.
Im Sommerflugplan 2009 dürften weitere Verbindungen auf die Inseln dem Rotstift zum Opfer fallen.
Bei den Flugverbindungen ist überdies der Trend erkennbar, die Besucher unterschiedlicher Inseln in einem Flieger zu befördern. Das erhöht die Flugzeiten teilweise erheblich. Im Falle der Insel La Palma wissen Fluggäste von Reisezeiten bis zu 9 Stunden zu berichten. Das wollen viele sich nicht mehr antun und halten Ausschau nach anderen Reisezielen, die besser erreichbar und preiswerter sind.
Es sieht wirklich nicht gut aus!
Wir stecken in der größten Wirtschaftskrise seit dem Ende des 2. Weltkrieges.
Experten sprechen von einer "Sonderkrise", die so bisher noch nicht da war.
Das macht den Umgang mit ihr auch so schwierig. In Lehrbüchern ist die derzeitige Situation jedenfalls nicht explitit beschrieben.
Alle Parameter sprechen derzeit dafür, das die Kanarischen Inseln eine "Sondersaison" 2009 erleben werden.
Es steht zu befürchten, dass die Auslastungsraten der Hotels ganz erheblich sinken werden.
Das könnte für kapitalschwächere Tourismusbetriebe das Ende bedeuten.
Wenn eine Hotelkette wie RIU bekannt gibt, sich von einzelnen Hotels auf den Inseln trennen zu wollen, sagt das sehr viel über die reale Lage aus.
Die Hiobsbotschaften werden nicht weniger werden. Das Schlimme ist, dass es kaum Rezepte gibt, um die "Beschwerden" des Konsumenten zu lindern.
Der Konsument will derzeit einfach nicht so wie früher konsumieren. Er hat Angst vor der Zukunft. Das ist das Schlimmste, was einem kapitalistischen System passieren kann. Konsumverzicht ist tötlich. Nur wie macht man den Konsumenten wieder konsumfreudig?
Diese Frage wird vielen "Experten" vermutlich noch schlaflose Nächte bereiten.
Uns auch!