Nachholbedarf scheint es für Gastronomie- und Restaurationsbetriebe im Touristengebiet rund um Maspalomas zu geben. Wie eine aktuelle Studie der FEHT zeigt, lassen sowohl Service, Angebot und die Ausstattung stark zu wünschen übrig.
Die meisten Restaurants zwischen Bahia Feliz und Meloneras hatten während der vergangenen Monate mit starken Umsatzeinbußen zu kämpfen, die Studie der FEHT zeigt jetzt, dass 42 % der Befragten nicht wegen der schlechten Wirtschaftslage, sondern wegen des schlechten Services auf einen Restaurantbesuch verzichten.
Durchschnittlich 31 % der Besucher eines Restaurants im Touristengebiet ist mit dem Service und Angebot nicht zufrieden und kommt nicht wieder - die Betriebe leben also oft von "Einmalbesuchern" und legen wenig Wert auf Kundenbindung. Auch das Angebot ist schlecht: nur 16 % aller Restaurants bieten heimische Spezialitäten an, gar nur 7 % verfügen über korrekt und ordentlich gekleidetes, freundliches und kompetentes Personal, und 39 % aller Gastronomie- und Restaurationsbetriebe sind nicht rollstuhlgerecht ausgestattet.
Sands FM
Wenn man sowas liest, muss man sich zunächst einmal fragen, wer denn die FEHT ist.
Die FEHT heisst Sie willkommen
Als Präsident des größten Hotelverbandes der Kanarischen Inseln ist es mir ein besonderes Vergnügen, Ihnen unser großes ‘Schaufenster’ mit Hotel-, Apartment- und Bungalowangeboten, alle in den schönsten Gegenden Gran Canarias mit Sonnenscheingarantie und phantastischen Stränden gelegen, vorzustellen.
Die sog. FEHT ist also ein Hotelverband und dieser Hotelverband beklagt, dass die Servicequalität der Restaurantes in den Gebieten rund um Maspalomas zu bemängeln sei.
Soweit, so gut.
Stellt sich die Frage, was der Hotelverband denn mit der selbständigen Gastronomie in der Region zu tun hat?
Eigentlich fast gar nichts, bis auf die Tatsache, dass die Mitglieder dieses Hotelverbandes inzwischen als echte Konkurrenten der örtlichen Gastronomie auftreten.
Genau dieser Hotelverband stellt deshalb ein nicht unerhebliches Problem für die Gastronomie in den großen Touristengebieten dar.
Warum denn das?
Weil der Verband gar kein Interesse daran hat, dass es dem "Umfeld" rund um die Hotels gut geht.
Wer hat denn die Anzahl der sog. AI Touristen in den letzten Jahren so drastisch gesteigert?
Wer hat denn standhaft ignoriert, dass es zahlreiche Studien -glücklicherweise nicht von der FEHT in Auftrag gegeben - gibt, die belegen, dass AI Tourismus auf Dauer schädlich für alle ist, die rund um diese "AI Camps" noch Geschäfte machen wollen.
Die Bars, die Restaurantes, die Supermärkte, die Anbieter von touristischen Dienstleistungen etc.
Wer hat denn das größte Interesse daran, dass die Gäste im eigenen Haus bleiben und möglichst alle Zusatzleistungen der Hotels (AI Paradiese!?) in Anspruch nehmen?
Wer hat denn in den ganz "preisgünstigen AI Reservaten" das Wegwerfgeschirr eingeführt und lässt die Gäste selbst an den Zapfhahn, weil man Personal abgebaut hat.
Genau, die Mitglieder dieses Hotelverband waren das und deshalb hat dieser Hotelverband auch gar kein Interesse daran, auch nur ein gutes Haar an der örtlichen Gastronomie rund um seine Mitgliederhotels zu lassen. Insoweit erscheinen die o.a. Äusserungen schon in einem ganz anderen Licht.
Eine interessante Stellungnahme zum Thema fand ich im Lanzarote Forum:
Mich empören weniger die AI-Touris, sie nehmen nur ein Angebot wahr. Viel schlimmer sind die Reiseveranstalter und Hotels.
Durch alle möglichen sauberen und unsauberen Tricks wird versucht, das wenige Geld, das die Reisenden im Land lassen, in die eigenen Kassen zu lenken. Da hat der Reiseveranstalter bzw. Hotelmanager auf Grund seiner Position und Finanzkraft die weitaus besseren Karten, als ein kleiner Einzelhändler. Dass aber auf Grund dieses Handelns die gesamte Einzelhandelsstruktur im Dunstkreis solcher Hyänen vor die Hunde geht, interessiert sie nicht.
Mir wurde z.B. von Kunden berichtet, dass Reiseleiter in Playa Blanca bei der Begrüßung die Gäste vor eigenen Touren auf der Insel gewarnt haben. Sie sollten lieber die vom Hotel angebotenen nehmen (warum wohl?).
Stellungnahme eines Einzelhändlers
Ja, solche Machenschaften sind durchaus keine Seltenheit.
Es ist bekannt, dass der All-Inclusive Tourismus, so populär er derzeit auch sein mag, der Urlaubsregion selbst häufig gravierende Nachteile bringt. Oft "stirbt" im Umland von Club- und AI-Anlagen die vorhandene Infrastruktur ab, da die Gäste ihren Club oder ihr Hotel kaum mehr verlassen. Kneipen, Restaurants, Souvenirläden müssen häufig schließen.
So ist das derzeit auch rund um Maspalomas.
Jetzt kommt aber noch die Finanz- und Wirtschaftskrise dazu und die großen Hotels müssen mit jedem Cent rechnen.
Der Gast muss deshalb nach allen Richtungen "vermarktet" werden.
Ausflüge möglichst mit dem hoteleigenen "Scout". Inzwischen machen Hotels sogar schon "Mobile Catering" in der freien Natur, damit die Gäste gar nicht erst in der ländlichen Gastronomie "abtauchen".
Falls der Gast nicht schon für alles bezahlt hat, dann wird natürlich versucht, ihn in die hauseigenen entgeltlichen Shows zu locken und ihn möglichst auch in die hauseigene Discothek zu schleusen.
39 % aller Gastronomie- und Restaurationsbetriebe sind nicht rollstuhlgerecht ausgestattet
Vermutlich hat man aber in den Hotels rechtzeitig alles rollstuhlfahrergerecht gemacht. Natürlich!
Es ist übrigens eine Aufgabe der zuständigen Cabildos, bestehende europäische Vorschriften hinsichtlich eines rollstuhlfahrergerechten Umfeldes durchzusetzen. Aus Las Palmas kann berichtet werden, dass dies fast überall der Fall ist, teilweise moderner als in deutschen Großstädten und ausserdem sind die Menschen sehr hilfsbereit.
Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!
Einer Studie, die die FEHT in Auftrag gegeben hat, vertrauen wir jedenfalls nicht.
Ein allzu durchsichtiger Versuch, das Umfeld weiter auszusaugen und in ganz schwierigen Zeiten die eigenen Interessen zu verfolgen.
Das darf der Hotelverband, aber wir müssen ja nicht alles glauben.
Witzig auch der Hinweis, dass nur 16 % aller Restaurants "heimische Spezialitäten" anbieten.
Das kennen wir aber schon seit Jahren in den Tourismushochburgen und in den großen Hotels geht es nach unseren Erfahrungen übrigens auch nicht kanarisch zu.
Nur 7 % verfügen über korrekt und ordentlich gekleidetes, freundliches und kompetentes Personal.
Eine Ungehehuerlichkeit!
Wahrscheinlich gibt es solches Personal nur in den Hotels des Hotelverbandes FEHT und im "Restaurant Dschungel" in den Straßen zwischen Meloneras und Pasito Blanco kommt man wahrscheinlich nur noch mit der "Klapperschlange" Snake Plissken klar.
Gut, dass man wenigstens in den Hotels gut behütet ist, sonst wäre ein Urlaub dort wirklich gefährlich.