Zu Fuß sieht die Welt ganz anders aus
Wir sind mobil wie nie zuvor: Hochgeschwindigkeitszüge rücken Städte und Regionen näher zusammen, das Flugzeug bringt uns in wenigen Stunden zu fernen Kontinenten. Wir sehen die Welt im Schnelldurchlauf. Dabei beruht Wahrnehmung auf dem kinematografischen Effekt eines Spaziergangs, wie es schon die englischen Landschaftsgärtner mit ihren Rundwegen und angelegten Perspektiven wussten. Einzelne Sequenzen des Gesehenen werden im Kopf abgespeichert, und wir sprechen, nach Hause zurückgekehrt, von typischen Landschaften, Städten und Regionen.
Wir treffen kompakte Aussagen über riesige Gebiete: So ist es in Skandinavien, das ist italienisch. Der Autofahrer, der in wenigen Stunden das Burgund durchquert hat, sagt, dass es auch nicht mehr das sei, was es mal war. Gesehen hat er nur, was an der Windschutzscheibe vorbeigehuscht ist. Wer schnell fährt, hat keinen Blick für das Detail. Und schon gar nicht für Schönheit, die sich im Verborgenen offenbart.Landschaft ist ein kollektives Bildungsgut, geschaffen von römischen Dichtern, den Malern der Spätrenaissance und englischen Gärtnern. Um uns Landschaft anzueignen, müssen wir heute aber nicht mehr lesen oder ins Museum gehen: Uns zeigen Reiseprospekte, Zigarettenreklamen oder Schokoladenpackungen, wie wir uns eine bestimmte Landschaft vorzustellen haben. Und jeder sieht, was er zu sehen gelernt hat. Als Neil Armstrong auf dem Mond landete, funkte er zur Erde, was er auf dem Mond sah: natürlich eine Landschaft „wie im Grand Canyon“. Dafür hätte er nicht so weit fliegen müssen! Wohin wir auch reisen: Wir bringen unsere Bilder schon mit.Vor einigen Wochen fischte ich einen Prospekt aus dem Briefkasten, der zwei Wochen Sommerurlaub mit Sonne, Strand und Meer versprach. Nicht ungewöhnlich, und doch war es seltsam: Die Pauschalangebote verrieten nicht, in welches Land die Reise gehen sollte! Das hätte man früher für einen Druckfehler gehalten. Heute jedoch spielt die Geografie bei der Wahl des Ferienortes offenbar nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund stehen klischeehafte Vorstellungen von einer Bilderbuchlandschaft, die zur Bilderbucherholung taugt. Angesichts monotoner, austauschbarer Innenstädte und betonierter Landschaften in unserem Alltag nimmt die Sehnsucht nach den idyllischen, intakten Bildern unserer Vorstellungswelt zu.
Häufig habe ich das Gefühl, dass Gran Canaria oder die anderen Inseln des Archipels selbst nur noch eine ganz untergeordnete Rolle bei der geografischen Wahl des Urlaubsortes spielen.
Entscheidend ist das Wetter und im Falle der "AI Insassen" das Buffet, das Essen und die Getränke. Die "Abfüllstationen werden kaum noch verlassen und möglicherweise schaut man sich ja am Pool dieses Blog an, wenn man mehr über das Inland Gran Canarias wissen will.
Ja, so könnte es sein.
Wir beenden heute unseren Bericht über eine Tour im Bergland Gran Canarias mit fünf weiteren Videos.
"Las Casas" am Lomo de la Palma
Auf der Mesa de Soria.
Immer abwärts bis zum See
Die Staumauer in Soria.
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